Wir starten gut gestärkt von Inari um 08:30 Uhr Ortszeit. Zunächst machen wir uns an die Erledigung unserer Challenges.
„Task of the Day“ ist ein Foto: Angelnd auf dem Dach des Autos sitzen (Eigentlich: Fischen, Fisch grillen, Fisch essen und ein Foto als Beweis – aber bei 4° Grad und Schneefall … muss das Foto reichen). Man glaubt kaum, wie schwer es in Finnland ist, sich eine Angel zu leihen. Wider Erwarten hat nicht jeder Finne stets seine Angel „am Mann“. Nach viel Hin und Her müssen wir am Ende auf einen Eigenbau in Form eines Astes und einer Schnur zurückgreifen.
Da wir Finnland verlassen wollen, steht auch der Tausch unserer in Norwegen eingetauschten Keks-Schokolade an. In diesem Teil Finnlands geht es am Samstag recht langsam los. So dass wir wenig Möglichkeiten haben. Schließlich wechseln 3 Packungen Pastillen den Besitzer. Ob wir, was die Tauschware angeht, einen Fortschritt erzielt haben, bezweifeln wir.
Dann steht nach 100 km die Russische Grenze vor uns. Bernd hat sich telefonisch versichert, dass im Notfall Irina als Dolmetscherin erreichbar ist. Angespannt nähern wir uns. Der finnische Grenzer denkt sich bei unserm Anblick und Vorhaben seinen Teil.
Die russischen Grenzer entsprechen dem Klischee und wirken streng und ihrer wichtigen Aufgabe angemessen ernst, sind jedoch uns gegenüber hilfsbereit. Nach 45 Min. ist das Auto verzollt und wir sind um 11:45 Uhr drin. Da wir das erste Team sind, das den Übergang wagt, sind die Grenzer an diesem wenig belebten Übergang noch frisch. Wie wird das wohl bei den letzten Teams sein? Wir sind gespannt auf deren Berichte.
Die 240 km lange Landstraße nach Murmansk startet mit einem welligen, jedoch guten Belag. Das Land hier oben ist menschenleer (möglicherweise wirkten die Frauen und Männer der Besatzung dieser abgelegenen Grenzstation auch deswegen so, als hätten sie seit 10 Jahren nicht gelächelt). Nach ca. 50 km wird die Straße schlechter, zeitweise löst sie sich ganz auf. Das Umfahren der tiefen Schlaglöcher bei einer dem Reisefortschritt zuträglichen Geschwindigkeit ist nicht einfach. Endlich kommt von hinten ein russisches Auto angefahren und gibt Bernd eine erste Idee wie das Russen machen. Zum Dranbleiben ist der zu schnell. Es dauert sehr lange, bis wir endlich wieder Menschen sehen und ein 2. Auto vor uns her fährt. Der Fahrer ist langsam genug, um die nächste Lektion lernen zu können. Wieder auf uns gestellt, klappt es nun deutlich besser. Wir erreichen die Vororte von Murmansk nach ca. 3,5 Std. Fahrzeit, das ist 16:30 Uhr Ortszeit (+2 Std). Erste Herausforderung: Tanken.
1. Zahlungsmittel: Kreditkarte ist möglich
2. Zapfsäule: Warum tut die nicht? Abschauen hilft! Nun, in Russland muss man vor dem Tanken bezahlen.
3. Einfüllstutzen: Es bleibt dabei, Old Surehand muss ran.
Da wir einen Tag „vor Plan“ sind, ist in Murmansk erneut ein „Task of the Day“ zu erledigen. „Bild mit einem Seemann der russischen Flotte“. Ohne Sprache und nicht in der Lage, die Schilder zu lesen ist das sehr schwer. Durch Logik finden wir schließlich den Stützpunkt und sogar noch eine weitere Dienststelle, jedoch sind die Soldaten und Offiziere sehr verschlossen und zu einem Bild schon gar nicht zu bewegen.
Für die Erfüllung der Aufgabe muss ein Plakat her halten. Gegen 19:00 Uhr Ortszeit haben wir aus der Stadt herausgefunden und fahren gen Süden.
Murmansk ist vor allem für Stephan, der zum ersten Mal in Russland ist, ein deprimierender Anblick – Bernd erinnert Manches an die ersten Besuchen in Moskau vor über 20 Jahren. Die Gesichter der Menschen wirken mehr als verschlossen, abweisend. Zusammen mit den heruntergekommenen Platten- und anderen Bauten und Straßen ist Stephans Eindruck so, dass er gerne jetzt als nachher weiter möchte.
Aufgrund der Telefonkosten in Russland wird SMS das primäre Verständigungsmittel zwischen den Teams. Morgen Abend ist „Task oft he Day“ ein gemeinsames Lagerfeuer, die Koordination und das finden einer Location wird spannend. Zunächst geht es in Richtung Kandalaksha, das ist eine kleinere, aber auf uns wie Murmansk herunter gekommen wirkende Stadt an der M 18 nach St. Petersburg. Ein Motel ist angekündigt, aber als wir da sind, dauert es genau eine halbe Sekunde, bis wir beide wissen: Nein!
Dann kommt bei uns der Gedanke auf: Wir könnten mit den „Herren der Ringe“ (drei Teams mit betagten Audis) heute schon das Feuer zelebrieren, in dem wir gemeinsam die seit Hamburg transportierten Holzscheite verbrennen. Das ist im Roadbook die „Connecting Mission“, die Teams zusammen bringen soll. Jeder „Viking Timber Block“ gibt einen Punkt. Brennt das gemeinsame Feuer in Finnland oder Russland und auch noch an einem bestimmten Tag kommen je 20 Punkte dazu. Die Terminpunkte geben wir dran, weil wir gerne länger in St. Peterburg sein wollen.
Per SMS wissen wir: die Oldenburger Audi-Teams sind noch 120 km hinter uns. Wir suchen um Kandalaksha einen Platz. Aber auch weit in den Büschen finden wir nichts. Zurück auf der M 18: „Sind die inzwischen vorbei, nachdem sie in Kandalaksha so erfolglos waren wie wir?“ Funkloch. Funkstille. Schließlich: Sie sind auf einem Campingplatz 40 km hinter uns. Das kann nur der sein, den wir angeschrieben gesehen haben: „100m“ rechts in den Wald. Vorhin haben wir umgedreht, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass da noch irgendetwas kommt. Wir überlegen – und drehen schließlich um. Ein Auto hier ganz alleine irgendwo, das ist uns nicht geheuer. Tatsächlich: Nach einer Strecke, die vom Satelliten aus bestimmt wie „100 m“ wirkt, sehen wir die Autos im Wald neben ein paar Blockhütten. Es ist 22:45 Uhr Ortszeit, der Schlagbaum schon zu – aber als Bernd zu verstehen gibt, dass wir zu den anderen Teams gehören (die einzigen „Gäste“, $100 haben sie ihm gegeben), öffnet er noch einmal. Und siehe da: Spätestens heute ist der große Tag, an dem wir sehr froh sein werden über unsere Moskitonetze im Auto … es hat unfassbar viele Schnaken!
Es gibt ein „Hallo“, Abendessen und/oder Bier – und da es taghell ist und bleibt reden wir noch eine ganze Zeit am Feuer. Die Beweisfotos sind gemacht – in Ermangelung einer russischen Tageszeitung muss ein russischer Tankbeleg herhalten. Die Anderen zeigen uns ein Foto aus Murmansk … und darauf ist tatsächlich der kleine Wachhabende mit einem Rallyefahrer, der sich zwei Stunden vorher noch geweigert mit uns … egal.
Heute ist es noch komplizierter, bis wir in unserem „Schlafmobil“ liegen, denn heute muss auch das Umziehen „indoor“ stattfinden – es juckt schon beim Anblick der vielen Viecher …
Greetings from Russia
Stephan & Bernd